Das Amtsgericht Borna wurde gemeinsam mit dem Grundbuchamt im ehemaligen Pestalozzi Gymnasium untergebracht. Es ist Teil des denkmalgeschützten Bauensembles des ehemaligen Königlich Sächsischen Lehrerseminars, welches aus drei Gebäudeteilen besteht.
Das Gericht erstreckt sich über die ehemalige Übungsschule (1911/12) und den Verbindungsbau (1886/1896), während im ältesten Gebäudeteil (1863) das Vermessungsamt untergebracht ist.
Das zwischen 1863 und 1912 in mehreren Abschnitten errichtete Baudenkmal stand vor Beginn der Maßnahme seit mehr als 10 Jahren leer. Wesentliche Teile des Gebäudes wurden im Verlauf der Geschichte überformt. Durch die Sanierung war es möglich die ursprünglichen Zeitschichten wieder freizulegen. Der vor die Südfassade gebaute Schacht des Speiseaufzugs konnte ebenso zurück gebaut werden, wie der Dachausbau der 80er Jahre. Das notwendige zweite Treppenhaus wurde so gesetzt, dass eine historische Eingangsöffnung wieder ihre ursprüngliche Funktion zurück erhalten konnte.
Die Besucher betreten das Gebäude über die in Bronze gehüllte Eingangstreppe mit integriertem Plattfomlift. Sie hebt sich als moderne Ergänzung von der übrigen Fassade ab, die auf Grundlage der restauratorischen Untersuchung wieder hergestellt wurde. Der freigelegte durchgefärbte Kratzputz wurde analysiert und mit modernen Materialien nachgebildet. Das Dach erhielt eine orts- und zeittypische Schieferdeckung. Fenster- und Türen wurden je nach Entstehungszeit mit einem Eiche- bzw. Elfenbeinfarbton beschichtet.
Das Gericht verfügt über vier Säle. Der größte von ihnen befindet sich in der ehemaligen Aula, deren reichhaltiges Dekor im Stil der Gründerzeit wiederhergestellt wurde.
Wesentliches Ziel des Projektes war es eine Vielzahl von technischen Einrichtungen so in die Gebäudestruktur zu integrieren, dass das Erscheinungsbild das Baudenkmals nicht beeinträchtigt wird. Für die neuen Sitzungsäle, Archivräume, Sanitäranlagen und Vorführzellen waren Lüftungs- und Klimaanlagen erforderlich. Um die unterschiedlichen Höhenniveaus der beiden Gebäudeteile barrierefrei erschließen zu können, wurde der Treppenverlauf am Gebäudeübergang so angepasst, dass ein Aufzug bis in das oberste Vollgeschoss geführt werden konnte.
Um die Ausstrahlung der ehemaligen Aula erhalten zu können, wurden Heizung, Kühlung, Lüftung und Blendschutz in die aufgearbeitete Wandvertäfelung, die Richterpodeste und die Decke integriert.
Über die Gitter in den Stuckrosetten der Pendelleuchten wird die Abluft abgeführt. Die winzigen Öffnungen des Rauchansaugsystems sind mit bloßem Auge kaum wahrnehmbar und ersetzen herkömmliche Rauchmelder.
Auf Grundlage von historischen Aufnahmen wurden zwei schiefergedeckte Dachreiter entwickelt. Sie stellen einerseits die historische Gestalt wieder her, andererseits dienen sie als Außen- & Fortluftöffnungen für die Lüftungsanlage, die im Dach installiert werden konnte. So bleibt das Dach der Hauptfassade frei von technischen Aufbauten.